Libussa



Pindar xx
F. *1949
Abendfrieden xx Ferro xx
Antonia xx
Perle xx Periander xx
Perlenschnur xx
Libelle
Db. *1952
Totilas Pythagoras
Tontaube
Loni Perserfürst
Lore

09/02887/63 - Familie O238A Libelle (Lotzbeck-Nannhofen)
Dunkelfuchs           *04.04.1963           +10/1982

Züchter: Dr. Gertrud Freifrau von Lotzbeck, Gestüt Nannhofen, Mammendorf/BAY
Besitzer: Dr. Gertrud Freifrau von Lotzbeck, Gestüt Nannhofen, Mammendorf/BAY

Maße: 1.62/185/19.5 - Bewertung: 2,2,2/2,2 (Dr. F. Schilke)

Eigenleistung Landesschau Bayern 1978: Ia Familiensammlung
Elitestutenqualität Mutter des gekörten Hengstes Leibjäger, der Verbandsprämienstute Liuba und des M-Dressurpferdes Lehar (alle v. Kassio)
Zuchtleistung 14/12 (9H, 3S)

67 W F v. Kassio Lehar (Ladro) (LGS 1.505 DM)
68 W F v. Kassio Lichtblick +
69 W F v. Kassio Lichtkreis +
70 S F v. Kassio PS Liuba
72 H F v. Kassio Leibjäger
73 W F v. Kassio Lysander (LGS 61 DM)
74 S Df v. Kassio Larthi
75 W F v. Kassio Libyer +
76 H F v. Kassio Leibfuchs
78 W F v. Kassio Libero
80 W F v. Koree Lipikor
81 S Df v. Cornelius Liebesgabe II


Libussa ist die Hauptexponentin der in Nannhofen begründeten Libelle-Familie in ihrem Heimatgestüt. Die Familie ist dank Libussas züchterischer Leistung der fruchtbarste Nannhofener Stutenstamm, die Familie mit den meisten Schauerfolgen und zudem die Familie, deren Vertreter für den Löwenanteil der Züchterprämien aus Turniersportplatzierungen im Hause Lotzbeck sorgen. Obschon mit Linda V, Lido und Liberté noch drei Vollschwestern der Libussa in Nannhofen gezogen worden waren, war doch die Entscheidung der Baroness Lotzbeck für ausgerechnet diese Dunkelfuchsstute in ihrer Zucht goldrichtig.

Pedigree

Der Vollblüter Pindar xx war der erste Beschäler in Nannhofen, so stellte sich nicht die Frage, von welchem Hengst Libelle ihre Fohlen haben würde. Es spricht für den Hengst (und im Übrigen ebenso für seinen Nachfolger Kassio), dass er sowohl zu den Altstuten passte, die Baroness von Lotzbeck zum Teil auf Anraten von Dr. Schilke angekauft hatte, als auch zu dieser als Reitpferd gekauften Totilas-Tochter.

Pindar xx war ein außerordentlich trockener, stolzer Hengst mit viel Männlichkeit und viel Aufsatz. Er war hart leistungsgeprüft: In fünf Rennsaisons lief er 35 Rennen, z.T. in Belgien. Elf dieser Rennen konnte er gewinnen, bei allen anderen kam er noch immer im Geld an. Seine Kinder waren im Allgemeinen nervig und hart mit viel Springvermögen. Zwei seiner Söhne fanden den Weg in die Zucht: Über seinen genialen Enkel Ibikus setzte sich der Schmoel gezogene Pindar xx-Sohn Loretto ein wohl so schnell nicht verblassendes Denkmal. Mit der Nannhofener Stute Goldene v. Kobalt brachte Pindar xx den Beschäler Goldtopas, mit der Nannhofenerin Grete die DLG- und Bundessiegerstute Griseldis.


links Libussa Mutter Libelle auf den Koppeln in Nannhofen, rechts Libussas Vater Pindar xx in Schmoel

Die ursprüngliche Familienbegründerin Lore ist eine der vielen Stuten, die nach dem Krieg ohne Papiere, aber mit dem Brand der doppelten Elchschaufel auf dem linken Hinterschenkel aufgefunden wurden. Ihre beiden fuchsfarbenen Perserfürst-Töchter Loni und Lia konnten interessante Familien begründen.

Libelle kam 1961 als neunjähriges Pferd über die Reitpferdeauktion in den Stall der Baroness von Lotzbeck. In Rantzau gezogen und für eine DLG-Ausstellung ausgewählt, hatte die Stute bereits gute Fohlen gebracht, galt aufgrund eines Scheidenrisses jedoch als zuchtuntauglich. Libelle war ein hervorragendes Reitpferd in Nannhofen, bis sie nach einem Sturz im Gelände lahm ging und so mehr zufällig erneut zum Zuchteinsatz kam.

Neben vier Töchtern des Pindar xx, die allesamt zu züchterischem Einsatz gelangten (Linda bei Johannes Thurmann, Lido im Gestüt Hörstein sowie Liberté in Großbritannien und später in Neuseeland) brachte Libelle noch einige Sportpferde. Liebau ging im Dressursport bis zur Klasse L erfolgreich; Wind II war in Spring- und Vielseitigkeitsprüfungen bis Klasse L "im Geld", und Libretto, der im Gestüt Liftboy hieß, ging vielfach siegreich und hoch platziert aus Materialprüfungen hervor.

Nachzucht

Von Libussas zwölf Fohlen waren nur drei Stuten, die von großer Ausnahmequalität waren - und zwar sowohl, was das Exterieur anging, als auch, was Fruchtbarkeit und Vererbung betraf. Liuba und Larthi waren tiefe, rumpfige Mutterstuten mit Typ und Gang, Liebesgabe in allem etwas edler und feiner. Libussas Söhne waren alle sehr groß, dabei aber harmonisch - und gute, angenehme Reitpferde. In den Sport ging lediglich der über die Reitpferdeauktion verkaufte Lehar, er kann Erfolge in Dressurprüfungen bis zur Klasse M vorweisen.

Liuba v. Kassio wurde Verbandsprämienstute, errang zweimal auf bayerischen Landesschauen den Reservesieg (1973 und 1978) und war auf der Bundesschau in Verden 1975 Ib-Preisträgerin. Die 1.65 m Stock große Stute gehörte zu ihrer Zeit zweifellos zu den besten Trakehnerstuten des Zuchtbezirks Bayern und weit darüber hinaus. Um so bedauerlicher ist es, dass diese außergewöhnliche Stute keine Nachfolgerin in der Zucht hat. Liubas Kinder machten eher als Reitpferde von sich reden - vom vielseitig bis Klasse L erfolgreichen Liliom über das beliebte Reitpferd der Gestütslehrlinge, Limmat, bis hin zu Söhnen, die in allen Sportdisziplinen erfolgreich waren, reicht das "Angebot" aus den 13 Fohlen, das diese auch vom Umgang und Charakter her überaus noble Stute der Trakehnerzucht in 17 Zuchtjahren machte. Ligist war M-Dressurpferd, Lirurg in Springen bis Klasse M erfolgreich und Livius war Fahrpferd bis zur selben Klasse.

Leibjäger v. Kassio, 1974 gekört und 1975 in Medingen leistungsgeprüfter 1.72 m Stock großer Fuchs, wird im Hengstbuchwie folgt beschrieben: „Bei Übergröße doch sehr harmonisch in allen Proportionen und auffallend leichtfüßig in der Art sich zu bewegen, und zwar in allen drei Gangarten.“
Die Leistungsprüfung in Medingen bescheinigte ihm „Schritt, Trab, Galopp sehr gut; Charakter und Temperament gut; feste Konstitution; gute Rittigkeit bei ziemlich guter Springanlage; Geländeleistungsprüfung und allgemeine Leistungsfähigkeit gut; Fremdreitertest: in allem unkompliziert. Überdurchschnittlich veranlagtes Reitpferd.“
Leibjäger ging zunächst auf Station auf den Forstmannshof nach Lüdinghausen in Westfalen (Bernd Müller), wo er zwei recht gute Jahrgänge hinterließ. Allein sieben Pferde aus diesen beiden Jahrgängen gingen im Turniersport, darunter Legato (a.d. Modena v. Sterndeuter, Z: Bernd Müller) und Martell (a.d. Mailand v. Irland, Z: Hans Hugo Miebach), die beide im Dressursport erfolgreich bis Klasse M gestartet wurden. Zwei der sechs eingetragenen Leibjäger-Töchter sind bisher als Mütter erfolgreicher Sportpferde hervorgetreten: Boitano v. Banditentraum/ Solas Lady gewann in Dressuren bis Klasse M 974 Euro; Afra v. Lavanzeller xx/Arina IV gewann in Springen bis Klasse S bisher 1.676 Euro.
Insgesamt errangen die Kinder dieses Fuchses aus seinem zweijährigen Deckeinsatz in Deutschland 9.668 Euro Gewinnsummen auf Turnieren.
Im Dezember 1976 ging Leibjäger in die USA; zunächst nach Virginia, später zog er samt Gestüt ins kalifornische Rescue um, wo er bis zu seinem Tod 1998 blieb. In den USA ging der Hengst Dressur bis zum FEI-Level und lieferte der Zucht eine ganze Reihe passabler Hunter- und Dressurpferde, darunter Ballentrae (bis St. Georg im JR-Bereich), Solstice (bis Grand Prix) und Southern Bell, die aus einer Vollblutmutter stammte.
Sein Sohn Tonbild (Fuchs, geb. 1983 a.d. Tanzbild v. Preußengeist) wurde bei der ATA gekört.

In allem eine Spur edler als ihre rechte Schwester Liuba war die apart gezeichnete Dunkelfuchsstute Larthi. Obschon dreijährig ebenfalls mit besten Noten eingetragen, stand die 1.62 m Stock große Stute ihrer Schwester doch in den ganz großen Erfolgen auf Landesschauen nach. Doch sie war es, die mit fünf weit überdurchschnittlichen Töchtern die Familie auf eine ganz breite Basis im Gestüt Nannhofen stellte.
In der Anpaarung der harten, positiv vom Vollblut geprägten, aber gelegentlich etwas nervigen Pindar xx-Töchter an den soliden, charakterfesten Fuchs Kassio aus alter Trakehner Hochzucht liegt das jahrelange Erfolgsrezept des Gestüts Nannhofen. Hengste wie Waldzauber, Grimsel, Gelria und Leibjäger sind ebenso aus dieser Passerpaarung hervorgegangen wie Stuten-Edelsteine der Sorte Liuba und Larthi sowie Auktions- und Sportpferde etwa des Zuschnitts Walzerprinz, Gisbert und Lehar.

Larthis Tochter Lillemor Larthis Tochter Ladakh Larthis Tochter Lobby

Die Nachzucht der nach einer norwegischen Stadt benannten Larthi ist bemerkenswert: Legat blieb – ungewöhnlich zu seiner Zeit – auch als Reitpferd Hengst und hat Erfolge in Dressurprüfungen bis zur Klasse S errungen. Lillemor war Siegerstute der Bayerischen Landesschau 1988 und ersetzte zusammen mit ihrer Halbschwester Laudatio die Mutter würdig in der Nannhofener Stutenherde. Laudatio, mit den Noten 9,9,7/9,9 eingetragen und mit einer Zuchtleistung von 11/11 aufwartend, wurde Mutter des S-Dressurpferdes Lafredo (Martina Hertwig, Bremen), und Großmutter des Jagdpferdes Lucca aus Lafredos Vollschwester Lebensfreude.

S-Dressurpferd Lafredo a.d. Laudatio Bayerns derzeit erfolgreichster Vielseitigkeits-Trakehner:
Limor L a.d. Lillemor

Ladakh gehörte zur Ausstellungskollektion des Gestüts bei der Landesschau 1988 (Ic-Preis). Lobby war Siegerstute der Zentralen Stuteneintragung Bayern 1992. Larthi II schließlich, vom Vollblüter Frescobaldi xx stammend, vertrat ihre mütterliche Familie und ihre erfolgreiche Zuchtstätte in der renommierten Zucht von Carl Gebauer in Köln. Larthis Töchter kommen in Typ und Bewegungsmanier in einem Guss daher und legen beredtes Zeugnis von der durchschlagenden Vererbungskraft ihrer Mutter ab.

Leibfuchs v. Kassio wurde zur Körung vorgestellt, schaffte aber das Klassenziel nicht und ging über die Auktion nicht gekörter Hengste.

Perfekt in den Reigen der Stuten aus der Libelle-Familie passt auch Libussas letzte Tochter Liebesgabe II v. Cornelius. Noch eine Spur edler als ihre Halbschwestern und wie diese auf der für das Gestüt so erfolgreich verlaufenen Landesschau Bayern 1988 hoch prämiert (Ib), brachte die 1.63 m Stock große Stute sieben Fohlen in neun Zuchtjahren, darunter vier eingetragene Töchter. Liebesgabes Tochter Liebenswerte verblieb in der Nannhofener Zucht, brachte vor ihrem tragischen Tod bei einem Weideunfall zwei Stutfohlen v. Polarpunkt.

Text und ©: Karin Schweiger 2008